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Ein Meister seines Fachs

Klavierkonzert mit Alexej Makhotin 

von Axel Engels

Einen musikalischen Hochgenuss schenkte der Verein Kunst + Kultur Nottuln den Liebhabern feinster Pianistik am Samstagabend mit dem romantischen Konzert von Alexej Makhotin. Den in Moskau und Donezk ganz im Stile der traditionellen russischen Schule ausgebildeten Pianisten, der in Nottuln durch seine pädagogische Tätigkeit bekannt ist, als ausübenden Künstler zu erleben, wirkte wie eine Reise in die geheime Welt der Interpretation nach Heinrich Neuhaus und Victor Merzanov.

 

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Bild: Zog alle Register seines Könnens: Pianist Alexej Makhotin präsentierte beim Konzert in der Alten Amtmannei in bravouröser Weise Werke von Franz Liszt und Frédéric Chopin. Foto: Axel Engels

 

Den ersten Teil des Konzertes widmete er dem romantischen Werk von Franz Liszt, wobei er sich als versierter Kenner der effektvollen Kompositionssprache des großen Virtuosen zeigte. Als „Aufwärmstück“ hatte sich der Pianist die „Polonaise Nr. 2 E-Dur“ ausgewählt, die in ihrer mitreißenden Wirkung die vielen Besucher sofort in ihren Bann zog. Mit großem, aber jederzeit nuanciert kontrolliertem Ton konnte Makhotin den leicht pathetischen Charakter des Werkes glanzvoll umsetzen.

Danach spielte er mit der „Sonate h-Moll“ ein Werk, das viele Pianisten wegen der hohen Anforderungen meiden. Bei dessen immensen Virtuosität ist es gar nicht so einfach, die einfach schöne Melodie herauszuarbeiten. Zwischen den bis an die Grenzen des Flügels gehenden Akkordschichtungen und den rasanten Begleitfiguren und diffizilen Verzierungen muss auch ein innerer Zusammenhalt geschaffen werden, eben der große Leitgedanke der Sonate in jedem Moment spürbar sein. Makhotin meisterte dieses Werk mit Esprit und Leidenschaft, spielte genau mit der nötigen Akribie und integrierte selbst kleinste Details in sein Bild des markanten Werkes.

Mit dem „Sonetto 123 del Petrarca“ zeigte er sich von einer ganz lyrischen Seite. Wie klar und warm die gefühlvolle Melodie auf den gleichlaufenden Begleitfiguren ihre Schönheit entfalten konnte, war beachtlich.

Für den zweiten Teil hatte Makhotin sich mit den drei Balladen von Frédéric Chopin eine ganz andere musikalische Welt ausgesucht. Mehr in­trovertiert und trotzdem von großer Leidenschaft beseelt, stellen diese Werke ganz andere Anforderungen an den Pianisten. Aber auch hier zeigte er sich als umsichtiger Musiker, der die Gefühlswelt jenseits des reinen Notentextes zu erkennen und umzusetzen wusste. Die bekannte „Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23“ hat jeder Pianist im Laufe seiner Entwicklung schon gespielt. Aber eine so innige und lyrische Interpretation wie an diesem Abend hört man nur äußerst selten. Makhotin verzögerte genau an den passenden Momenten den metrischen Fluss, schuf immer wieder Momente der Einkehr im Kontrast zu den leidenschaftlichen Gefühlsausbrüchen. Auch bei der „Ballade Nr. 2 F-Dur op. 38“ konnte er den Kontrast zwischen Ruhe und Sturm exquisit herausarbeiten. Die in sich stimmigen Interpretationen der Balladen zeigten ihn als Interpreten, der jenseits technischer Anforderungen sich ganz auf die Musik konzentrieren konnte, seine Virtuosität und Anschlagskultur ganz in den Dienst der Musik stellte.

Alexej Makhotin spielte nach solch einem kräfteraubenden Programm noch eine Auswahl der „Etüden op. 10“, wobei er bei der Auswahl großes Feingefühl für deren inneren Spannungsgehalt bewies. Bravourös erklangen die auf äußere Wirkung angelegten Prüfsteine der Pianistik.

Dieser Abend bot einen inspirierenden Einblick in die Gedankenwelt von Franz Liszt und Frédéric Chopin.

 

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